„Du bist nicht tot, Du wechselst nur die Räume. Du lebst in uns, und gehst durch unsere Träume.“
Liebe Oma,
nachdem ich dir dieses Zitat vorgelesen hätte, wär deine erste Frage sicher gewesen: „Welcher gscheide Mann hat jetzt dies wieder gesagt?“ Ich hätt wie so oft kurz gegrinst und dann gesagt es war Michelangelo, der Künstler von dem du so viele Werke auf deinem Toskana Urlaub in Florenz gesehen hast. Solche Momente, oder auch die, dass du im Wirtshaus immer ein kleines Bier bestellt hast oder egal wie alt ich schon war beim Staubsaugen auch mich einsaugen wolltest „i hab da a große Fliege gfunden“ werde ich nie vergessen. Ebenso wenig werd ich unsere spontan in der Küche beim Kuchen backen entstandene Diskussion darüber vergessen, ob denn die Welt wirklich wie in der Bibel steht von Gott in sieben Tagen erschaffen wurde oder ob es nicht doch der Urknall war. Du hast zwar immer betont, dass du nur 8 Jahre in der Volksschule warst und dich deshalb mit alldem nicht auskennst, trotzdem war die Diskussion damals eine über die uns so manche Wissenschaftler beneiden können. Für dich hat nämlich der Urknall nicht ausgeschlossen, dass es doch Gott war der die Welt erschaffen hat. Zwar nicht als biblischer Schöpfer, sondern als göttliche Kraft die den Urknall ausgelöst hat und so die Welt geschaffen hat.
Bei all diesen schönen und tollen Momenten mit dir ist mir aber einer ganz besonders im Gedächtnis geblieben, der mir mal wieder gezeigt hat, was für ein gutmütiges, liebevolles und offenes Herz du hast. Du hast mich nach einem Kurzurlaub bei euch zum Bahnhof nach Lamprechtshausen gebracht und wie üblich waren wir viel zu früh dort. Kurz bevor ich aussteigen wollte hast mir damals gesagt ich soll nochmal sitzen bleiben bei dir und dir zuhören weilst mir was Wichtiges sagen musst. Du hast mich damals fest angschaut und gsagt „Die Mama hat ma erzählt, dass du keine Freundin sondern einen Freund hast.“ Nach einer kurzen Pause hast dann gsagt „Da Opa und ich waren zwar beide überrascht, aber wir ham miteinander gredet und, Max ich möchte da was wichtiges sagen. Da Opa und ich ham dich immer noch gleich lieb und gern wie vorher, weil du bist nu immer dasselbe und unser Enkerl und des ändert für uns nix. Und wir würden uns beide freuen wennst uns dein Stefan mal vorstellen willst.“ Danach hast mi nur noch 3x gfragt ob i di eh ghört und verstanden hab, Hast mi umarmt, ma a Bussi geben und gsagt i soll anrufen wenn i (sicher) daheim ankommen bin. Ab dem Tag an hast mi dann a immer wenn ma telefoniert ham zum Schluss Liebe Grüße an Mama, Papa, Sophia und Stefan ausrichten lassen und hast mi nie a nur a Sekunde spüren lassen, dass jetzt was anders wär.
Liebe Oma, I kann da gar nd sagen wie viel mir des damals bedeutet hat und heute noch bedeutet. I kanns auch heute nu ned in Worte fassen. I kann nur a heute numal Danke dafür und Danke für alles andere sagen. Danke dafür, dassd immer a offenes Ohr für mi ghabt hast, Danke dafür dass i di a um halb 9 in der Nacht nu anrufen hab können und du ma gsagt hast wie me des kocht oder des am gscheidesten wascht. Danke dafür, dass i und a da Stefan immer willkommen waren und einfach danke dafür, dass es die geben hat und du mei Oma warst.
I hab amal als Kind gsagt weil mi die Mama zu dir bracht hat: „Ich fahre zum Himmel auf Erden“. Und ja so hab ich mich immer gfühlt wenn ich bei dir war. Auch wennst mi um halb 8 „versehentlich“ aufgweckt hast weils eh schon so spät is.
Liebe Oma, zuletzt würd ich gern noch ein Gebet sprechen das ich kenn seit ich mich an dich erinnern kann und das du mir beigebracht hast und des wir unzählige Male gemeinsam gebetet haben.
Müde bin ich geh zur Ruh, schließe meine Augen zu, Vater lass die Augen dein, über meinem Bette sein.
Gütiger Gott, bitte schenke meiner geliebten Oma den ewigen Frieden und lasse sie wissen, dass sie eine derjenigen war, die die Welt zu einem besseren Ort gemacht haben und wir sie auf ewig in Erinnerung behalten werden.
Amen